Der Platz der Opfer des Nationalsozialismus

Am 4. März 1946 beschloss der Münchner Stadtrat die Benennung Platz der Opfer des Nationalsozialismus "Zur Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus". Der geografische Anlass war das benachbarte, 1944 zerstörte Wittelsbacher-Palais an der Brienner Straße 50 (heute Bayerische Landesbank), das seit 1933 als Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei Zentrum der politischen Verfolgung gewesen war.

Diese Benennung sorgte bei vielen Münchner /-innen für Unmut, der sich auch tätlich äußerte. Anlässlich des ersten Jahrestages der Befreiung Münchens, dem 30. April 1946, entfernten beispielsweise Unbekannte, denen diese Befreiung offensichtlich als Niederlage erschien, in der Nacht zum 2. Mai eines der neuen Namensschilder und schraubten an seiner Stelle eines mit dem Namen "Platz der Opfer demokratischer Menschenverdummung" an. Doch nicht nur die ehemaligen Täter – auch viele andere wünschten keine Diskussion über die Verbrechen. Oberst James Kelly, Vorsitzender der US Verwaltung, wünschte beispielsweise keine Aufarbeitung der Vergangenheit. Obwohl seine Aufgabe die Erziehung der Münchner /-innen hin zur Demokratie war, meinte er, es sei wohl angebracht, von der vergangenen Zeit überhaupt nicht mehr zu sprechen und sie und ihre Ereignisse nicht mehr dauernd zu erwähnen.

Die Vorbehalte bleiben bis in die heutige Zeit. Dennoch wurde der Platz zunehmend dazu genutzt, eine Gedenkkultur in München zu etablieren. 1985 wurde das Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft, geschaffen von dem Bildhauer Andreas Sobeck, enthüllt. Es dient der Erinnerung an alle Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und ersetzte einen von Karl Oppenrieder gestalteten Granitstein. Das zweite Mahnmal vom Künstler Toni Preis, speziell für die Opfer der Sinti und Roma, wurde erst 1995 auf dem Platz installiert und 2007 erneuert und erhöhnt.

Vor diesem Hintergrund war es ein wichtiges Anliegen, im Rahmen der Station den Platz und seine Funktion selbst zum "Thema" zu machen. Auf unterschiedliche Art und Weise und über phantasievolle "Installationen", wie beispielsweise das "Hörbild" (interner Link) gelang dies sehr gut. Für viele Münchnerinnen und Münchner war es wohl das erste Mal, dass sie den Platz bewusst wahrgenommen haben und – im wahrsten Sinne des Wortes – an diesen beiden Tagen in Besitz genommen hatten. Ein Aspekt, der dabei fast übersehen wird, ist die Tatsache, dass der gesamte Altstadtring autofrei war und mit den Sitzkuben des Kulturreferats Rast- und Kontemplationsmöglichkeiten auf dem Platz vorhanden waren, die es dort sonst nicht gibt. Von den Besucher /-innen wurde dies mehrmals ausdrücklich begrüßt und insgesamt hervorragend angenommen. Dies kann städteplanerisch mittel- und langfristig durchaus produktiv genutzt werden.

Hier können Sie die Platzausschilderung als PDF Dokument herunterladen.